Management

Die Arbeit beginnt vor der Krise.

Text: Benjamin Fröhlich
Bild: pexels.com

 

Ein Angelausflug auf einem Boot macht Spass. Doch gilt es vor der Partie einige Vorkehrungen zu treffen. Das Boot könnte ein Leck haben und sinken. Jeder Angler nimmt deshalb eine Schwimmweste mit auf den See; im Ernstfall kann er wenigstens sein Leben retten. Bei Unternehmen und Verbänden findet diese Vorbereitung oft nicht statt. Nach der Rettungsweste sucht man dann vergebens. Krisenmanagement beginnt daher vor der Krise. Wir zeigen Ihnen die vier Phasen des Krisenmanagements:

 

1. Prävention

Die beste Krise ist die verhinderte Krise. Viele Gefahren zeichnen sich ab, bevor sie eintreten. Der Angler kann sein Boot regelmässig auf morsches Holz oder Löcher kontrollieren. Und wenn ein Defekt besteht, kann er ihn flicken. So verhindert er, dass das Boot plötzlich sinkt, und schützt damit sein Leben und seinen Besitz.
Auch eine Organisation soll regelmässig auf morsche und kaputte Stellen untersucht werden: Identifizieren, analysieren und dokumentieren Sie darum Gefahren. Das reicht aber nicht. Ein letzter Schritt der Prävention ist der wichtigste und gerade er wird oft vergessen: Sie müssen die Gefahr auch zu verhindern suchen.

 

2. Krisenvorbereitung

Lässt sich eine Krise nicht abwenden, beginnt die zweite Phase. Nun gilt es, sich vorzubereiten. Hierhin gehört unser Angler, der die Schwimmweste einpackt. Für Organisationen kann Krisenvorbereitung ganz unterschiedlich aussehen. Die Massnahmen hängen von der Gefahr ab.
Immer dazu gehört das Krisenhandbuch. Das hört sich nach mehr an, als es sein muss. Halten Sie sich kurz, definieren Sie den Krisenstab, sammeln sie die Koordinaten (Mailadressen, Telefonnummern etc.) der wichtigen Personen und schreiben Sie die Verhaltensmaximen für die Krise nieder.

 

3. Krisenbewältigung

Ist die Krise einmal da, sollten Sie vor allem eines nicht: in Panik ausbrechen. Nur mit einem kühlen Kopf lässt sich eine Krise bewältigen. Wenn Wasser ins Boot eindringt, soll der Angler nicht über Bord springen, sondern eine Lagebestimmung erstellen. Wo tritt Wasser ein? Wie schnell steigt der Pegel? Wie kann das Leck abgedichtet werden? Zur Lagebestimmung ist es zentral, zu verlässlichen Informationen zu gelangen. Der Angler muss auch auf eine funktionierende Crew zurückgreifen können. Und diese braucht eindeutige Anweisungen. Das gilt auch für Unternehmen und Verbände. Geben Sie Ihren Mitarbeitern, Mitgliedern aber auch den Medien klare Informationen. Und: Lügen Sie nicht. Es nützt dem Angler nichts, wenn er seiner Crew versucht weiszumachen, da sei kein Leck, wenn ihnen das Wasser bis zu den Knien steht.

 

4. Krisennachbearbeitung

Viele gehen nach der Krise direkt zum Courant normal über. Das ist nicht ratsam. Der schiffbrüchige Angler sollte nicht, nachdem er sich ans Ufer retten konnte, einfach ein neues Boot kaufen. Krisenmanagement muss über die Krise hinausreichen. Im Nachgang ist eine Krise zu analysieren und zu dokumentieren. Dies kann z.B. in Form eines Debriefings geschehen. Dabei ist eine Organisationskultur wichtig, in welcher konstruktive Kritik auf verschiedenen Ebenen geäussert werden kann. Der Angler sollte auf seine Crew hören, auch und gerade wenn sie die Wartung des Bootes für unzulänglich hält. Es kann sich lohnen, eine externe Expertise einzuholen. Ein Malermeister könnte dem Angler zeigen, wie er sein Boot lackieren kann, damit das Holz nicht fault.

 

Führen in stürmischen Zeiten.

Die US-amerikanische «National Defense University» hat unter dem Titel «Weathering The Storm» Pandemien der Vergangenheit untersucht und daraus Lehren für Organisationen abgeleitet. Die Studie erschien bereits 2006.

Für das interne Funktionieren einer Organisation identifiziert die Studie wichtige Lehren: Fällt jemand aus, steht ein Anderer für die wesentlichen Aufgaben der Organisation bereit. Ein Schichtbetrieb sollte geplant werden, um im Notfall soziale Kontakte und damit die Ansteckungsgefahr deutlich zu verringern. Grossen Wert legt die Studie auf schnelle, stabile Internetverbindungen. Teammitglieder sollen geschult werden, wenn immer möglich von zu Hause aus zu arbeiten.

Der wichtigste Teil der Studie, so die Autoren, betrifft die Kommunikation mit dem eigenen Team. Wir haben vier Punkte herausgegriffen und mit unseren eigenen Erfahrungen in der Coronakrise ergänzt.
 

1.  Ihre Glaubwürdigkeit ist Ihr wichtigstes Gut. Sagen Sie, was Sie wissen, und sagen
    Sie, was Sie nicht wissen.

2.  Vermeiden Sie Falschaussagen in der Kommunikation. Sorgfalt ist wichtiger als Eile.

3.  Stellen Sie sicher, dass andere Ihre Informationen weiterleiten.
 
4.  Tragen Sie durch Ihr Verhalten zu Ruhe und Besonnenheit bei.
 

Ist Ihr Team gut informiert, dann helfen Sie damit, Angst und Unsicherheit zu vermeiden. Denn darum geht es in der Krise: Nicht nur Informationen vermitteln, sondern Glaubwürdigkeit und Respekt vorleben.

 

Verschwörungstheorien
Verschwörungstheorien sind verbreiteter als mancher schätzen würde, wie eine Umfrage zur Coronakrise zeigt: Jeder vierte Österreicher, Schweizer oder Franzose ist überzeugt, dass das Coronavirus absichtlich durch ausländische Mächte oder andere Kräfte in die Welt gesetzt wurde.

Quelle: Gallup International, Surveyed March 2020, in The Economist, June 6th 2020.